Videochat mit Freunden und Familie oder Augmented-Reality-Ausstellungen in Museen. Im Alltag sind diese Technologien längst angekommen. Doch welche Möglichkeiten eröffnen sie im industriellen Kontext? Mit dieser Frage beschäftigten sich die beiden BMBF-geförderten Projekte „Präsenz-Roboter für Industrie (PraeRI)“ und „Virtual und Augmented Reality zur kollaborativen Mensch-Mensch-Maschine-Interaktion für Service- und Trainingsaufgaben auf Distanz (TeleInteraction-XR)“. Nach mehreren Jahren intensiver Forschung gaben die Projektteams bei der Abschlussveranstaltung am 26. November im Projekthaus MeTeOr der TU Chemnitz einen Einblick in ihre Ergebnisse.
Für die Gastgeberin und Leiterin der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement Prof. Dr. Angelika Bullinger-Hoffmann ist bei all der Technik besonders der Mensch von Interesse: „Ich persönlich finde die beiden Projekte auch deshalb interessant und zur Forschung unserer Professur passend, weil es dabei nicht nur darum geht, dass Menschen, teils über große Entfernungen hinweg, nüchtern fachlich zusammenarbeiten. Sondern weil dabei auch soziale Aspekte der Arbeit berührt werden: Inwieweit fühlen wir uns bei der Telearbeit miteinander verbunden? Inwieweit fühlen wir uns (tele-)präsent?“
Diese Frage durften die Teilnehmenden bei den interaktiven Projektvorstellungen selbst für sich beantworten.
Was wäre, wenn Dienstreisen im industriellen Umfeld durch Telepräsenzroboter ersetzt werden könnten? Das Projekt PraeRI erforschte, wie diese mobilen Videokonferenzsysteme Fachleuten ermöglichen, virtuell vor Ort zu sein – und das alles mit autonomen Robotern, die sich ferngesteuert durch Fabrikhallen bewegen. Neu entwickelt wurde beispielsweise eine Zeigefunktion, mit der Fahrer von Telepräsenzrobotern aus der Ferne präzise auf Details vor Ort hinweisen können. Als Basis dient ein Laserpointer, der am Telepräsenzroboter (TPR) montiert wird und mittels Schwenk-Neigefunktionen über Servomotoren ebenfalls aus der Ferne angesteuert werden kann. Eine Funktion, die auf großes Interesse stieß.
Experten unterstützen aus der Ferne, als stünden sie direkt vor Ort – ermöglicht durch Virtual- und Augmented Reality. Durch den gemeinsamen Einsatz von AR-Brillen wie der HoloLens im Feld und einem VR-System im Backoffice wird dies möglich. Fachleute können Maschinen aus der Ferne „sehen“ und Arbeitsanweisungen in Echtzeit direkt ins Sichtfeld der Person vor Ort projizieren. Das macht die Fernwartung plötzlich so einfach wie ein Gespräch Face-to-Face – nur digital!
Nach den Einblicken in die beiden Projekte hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, in einer Diskussionsrunde Fragestellungen und Herausforderungen zu reflektieren. Neben dem Datenschutz standen vor allem technische Limitierungen im Fokus. „Um das volle Potenzial der Technologien zu nutzen, müssen Hard- und Software weiterentwickelt werden“, betonte Sven Eichhorn von der ligenium GmbH. Auch die Bedeutung stabiler Internetverbindungen wurde im Laufe der gesamten Veranstaltung immer wieder hervorgehoben. „Die Nutzererfahrung steht und fällt oft mit der Netzwerkqualität“, erklärte Florian Schnabel, HLS Robotic Automation GmbH.
Beide Projekte zeigen eindrucksvoll, wie innovative Technologien wie Telepräsenzroboter und AR/VR-Anwendungen neue Chancen in der Industrie eröffnen können. Sie reduzieren Kosten für Dienstreisen, indem Fachkräfte virtuell am Ort des Geschehens sein können. Unternehmen profitieren so von effizienteren Abläufen und einer nachhaltigeren Arbeitsweise. Zusätzlich ermöglichen diese Technologien flexible Arbeitsmodelle: So erlauben hybride Treffen und Fernwartung eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Das wiederum kann eine Antwort auf den Fachkräftemangel sein.
Die Bedeutung dieser Entwicklungen geht über den rein technischen Fortschritt hinaus: Beide Projekte verdeutlichen, wie neue Technologien die Arbeitswelt transformieren und gleichzeitig ökonomische Vorteile schaffen können.
Die Bedeutung dieser Entwicklungen geht über den rein technischen Fortschritt hinaus: Beide Projekte verdeutlichen, wie neue Technologien die Arbeitswelt transformieren und gleichzeitig ökonomische Vorteile schaffen können.
Das Projekt PraeRI wird vom BMBF unter Förderkennzeichen 02L21B000-4 gefördert.
Das Projekt TeleInteraction-XR wird vom BMBF unter Förderkennzeichen 02L21B550-4 gefördert.