Industrielle Plattformen als innovative Wertschöpfungssysteme: Charakteristika, Herausforderungen und Strategien für KMU und Familienunternehmen (PLATIN-STRAT-KMU)

Problemstellung
Im Forschungsfeld digitaler industrieller Plattformökosysteme bestehen eigene Blickwinkel in der Wirtschaftsinformatik, der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie den Organisationsstudien. Plattformen werden wahlweise als sozio-technische Systeme, innovative Geschäftsmodelle, zwei- oder mehrseitige Märkte oder Plattform-Ökosysteme verstanden. Hieraus resultiert eine Vielfalt an Ansätzen mit jeweils begrenzter Reichweite. Umfassende Theorieimpulse fehlen, gerade im Hinblick auf die dynamische Entwicklung und das zögerliche Umfeld des deutschen Mittelstandes als potenzielle Teilnehmende. Es sollte beleuchtet werden, wie Familienunternehmen von Netzwerkeffekten, Value-Co-Creation und Transaktionskostensenkungen profitieren können, während sie gleichzeitig mit Ressourcenknappheit, spezifischen Organisationskulturen und nicht-finanziellen Zielen der Eigentümerfamilien konfrontiert sind.

Zielsetzung
Ziel des Forschungsprojekts PLATIN-STRAT-KMU ist die Entwicklung eines Vorgehensmodells zur digitalen und organisationalen Transformation von Familienunternehmen und KMU, um diesen eine erfolgreiche Teilnahme an der Plattformökonomie zu ermöglichen. Es soll ein umfassendes Verständnis der Dynamiken entwickelt werden, welche bei der Adoption und Nutzung digitaler Plattformen durch diese Unternehmen entstehen. Dabei sind organisatorische Voraussetzungen, interdependente Akteurskonstellationen und evolutionäre Entwicklungen von Plattform-Ökosystemen zu analysieren.

Vorgehensweise
Das Vorhaben beginnt mit einer systematischen Literaturanalyse des Forschungsfelds der B2B-Plattformen im Kontext von KMU und Familienunternehmen. Es werden die Schlüsselcharakteristika von Plattformen und Teilnehmerorganisationen identifiziert, um sowohl intra- als auch interorganisationale Aspekte zu erfassen. Aufbauend werden in einer quantitativen Studie die Faktoren untersucht, die diesen Unternehmenstyp zur Teilnahme an digitalen Plattformen motivieren oder hemmen. Dabei sind strukturelle Daten und psychologische Motive zu analysieren. Als drittes Teilprojekt folgt eine qualitative Querschnittstudie, welche die Erkenntnisse durch Befragung relevanter Stakeholder und Plattformakteure vertieft. Schließlich rundet eine Längsschnittstudie das Projekt ab, in der die Stakeholder über einen längeren Zeitraum begleitet werden. Dadurch sollen die dynamischen Veränderungen und der Erfolg der digitalen Transformation in den beteiligten Organisationen erfasst werden.

Ergebnisse und Anwendungspotenzial
Die Ergebnisse sollen sowohl die Forschungsagenda in den Bereichen Plattform-, Organisations- und Familienunternehmensforschung bereichern als auch Ansätze für die Entwicklung digitaler Plattformen in der deutschen Wirtschaft liefern. Zudem werden sie praktische Leitlinien für Unternehmen und politische Entscheidungsträger bieten. Das Projekt verspricht Einblicke in die Gestaltung nachhaltiger digitaler Geschäftsmodelle, die auf die Bedürfnisse und Besonderheiten von KMU und Familienunternehmen zugeschnitten sind. Um die Ergebnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen, setzt das Projekt auf praxisorientierte Publikationen. Zusätzlich sind begleitende Workshops und Fachvorträge geplant.

• Hochschule für angewandte Wissenschaften München