Mit jedem technologischen Durchbruch und jeder gesellschaftlichen Veränderung erhöhen sich die Dynamik und Komplexität der Wertschöpfung.
Produkte und Dienstleistungen entstehen aus einer ständig wachsenden Zahl von Prozessen. Wertschöpfung ist weltweit verteilt und vernetzt. Sie ist das Ergebnis eines Zusammenspiels von Unternehmen, öffentlichen Stellen, Privatpersonen und Non-Profit-Organisationen. Wertschöpfungssysteme sind die Beziehungen der handelnden Personen und Organisationen und alle Handlungen zwischen diesen Akteuren.
Geschichtlich waren Wertschöpfungssysteme nicht immer global organisiert. Sie entstanden aus einfachen lokalen Strukturen: Handwerk und Handel boten ihre Leistungen vor Ort an, sie kannten ihre Kundschaft ebenso wie ihre Zulieferer. Die Beziehungen waren übersichtlich.
Mit jedem technologischen Durchbruch und jeder gesellschaftlichen Veränderung erhöhten sich die Dynamik und Komplexität der Wertschöpfung. Es entstand ein System der Arbeitsteilung: Wertschöpfung erfolgte aus der Zusammenarbeit spezialisierter Arbeitskräfte in Industrieunternehmen. Für Einzelbetriebe und die Arbeitskräfte schränkte das die Vielfalt der Aufgaben ein.
Das gesamte System der Wertschöpfung wurde damit komplexer: Einzelne Einheiten waren immer stärker von der Leistung anderer abhängig, und die Verantwortung für die Produktion war auf viele Partner verteilt. Die Fähigkeit zur Vernetzung gewann an Bedeutung.
Das Prinzip des arbeitsteiligen Wirtschaftens dominiert die Wertschöpfung bis heute: Unternehmen bringen eigene Stärken in die globalen Netzwerke ein. Zusammenarbeit schafft und erschließt neue Märkte. In diesem Prozess vergrößern sich die Zahl unternehmerischer Optionen und die Abhängigkeiten von anderen. Die Netzwerke der Wertschöpfung werden enger, weil die Bedeutung strategischer Partnerschaften steigt. Wettbewerb wird immer mehr zu einem Wettbewerb von industriellen Ökosystemen, Plattformen und Netzwerken.
Diese Entwicklung ist längst nicht zu Ende, im Gegenteil: Der Trend zur Globalisierung, der lange Zeit als Innovationstreiber galt, scheint durch viele Innovationen gebrochen. Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, soziale Innovationen etc. treten als neue Antriebskräfte der Wertschöpfung auf.
Sie bergen in Verbindung mit dem Anspruch, Wertschöpfung nachhaltig zu gestalten, disruptives Potenzial und sind der Ausgangspunkt für die Verdrängung alter Produkte, Dienstleistungen und Herstellungsprozesse. Gleichzeitig sind sie Entstehungsorte für neue Systeme der Wertschöpfung.
Die Digitalisierung befördert cloudbasierte Wertschöpfung und einen neuen Typ ökonomischer Leistungen, die unter dem Begriff „Datenökonomie“ gefasst werden. Digitale Ökosysteme entfalten eine bisher nicht gekannte Dynamik und Automation. Sie bieten Platz für neue Geschäftsmodelle und Nutzenversprechen durch hoch flexible Softwarelösungen. Beziehungsgeflechte zwischen Unternehmen und zu Endnutzern lösen sich auf und werden fast ohne Zeitverlust durch neuartige Lösungen und Partnerschaften ersetzt. Geteiltes Wissen ist ein Merkmal dieser Wertschöpfung sogar dann, wenn Teile der Netzwerke im direkten Wettbewerb miteinander stehen.
Klassische Industrien stehen vor einem weiteren Wandel:
Was am Ende dieser und weiterer Umwälzungen stehen wird, lässt sich nicht vorhersagen. Auf den ersten Blick scheinen einige Entwicklungen dem traditionellen Verständnis von Wettbewerb zu widersprechen. Warum sich beispielsweise neue Formen der Kooperation mit Wettbewerbern trotzdem durchsetzen und ob dies von Dauer sein wird, lässt sich von vielen Disziplinen untersuchen – und integriert betrachten.
Wissenschaft und Forschung sind Teil dieses Prozesses. Sie können davon profitieren, dass Unternehmen Wissen und Daten teilen. Allerdings besteht die Gefahr für die Forschung, dass Daten, die als ökonomische Ressource gesehen werden, nicht mehr kostenfrei zugänglich gemacht werden. Die Datenbasis verbreitert sich. Der Zugang zu den Daten für wissenschaftliche Untersuchungen wird zu organisieren sein.