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Forschungsziel: Arbeit und Ökologie verbinden — Innovationsmotor für Unternehmen Ökologische Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung haben in vielen Bereichen Eingang gefunden und neue Marktchancen eröffnet. Bei der Arbeitsgestaltung besteht noch ein hoher Bedarf die beiden Aspekte synergetisch zu verbinden. Diesem weißen Fleck widmete sich die Pilotmaßnahme NAGUT. Ein neuer Zugang ist die Verbindung von guter Arbeit mit ökologischer Nachhaltigkeit zur Stärkung der Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Im Rahmen des NaGut-Pilotprojekts wurden integrative, d.h. arbeitsökologische Innovationslösungen an der Schnittstelle von guter Arbeit und ökologischen Neuerungen in Zusammenarbeit zwischen der Universität Bremen (Institut Arbeit und Wirtschaft, artec/Forschungszentrum Nachhaltigkeit) mit drei Unternehmenspartnern aus der Umweltwirtschaft (hanseWasser GmbH) und dem Schiffsbau (Macor Marine Solutions GmbH & Co. KG, Stahlbau Nord GmbH) modellhaft entwickelt und erprobt und im Rahmen eines regionalen Netzwerks verbreitet.
Dr. Guido Becke +49 421 218-61747
becke@uni-bremen.de
Dipl.-Ing. Ulrike Kirsten
+49 721 608-31411
ulrike.kirsten@kit.edu
Innovationsfähigkeit durch arbeitsökologische Gestaltungslösungen
Als Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Entwicklung und Implementierung arbeitsökologischer Innovationen erwiesen sich im NaGut-Projekt eine systematische und kontinuierliche Beteiligung von Beschäftigten, die Unterstützung solcher Innovationsvorhaben durch Führungskräfte unterschiedlicher Ebenen und eine hinreichende Bereitstellung von Ressourcen, wie Zeit für Mitarbeiterbeteiligung, Innovationsbudgets, Ressourcen für die Prozessbegleitung und Moderation arbeitsökologischer Innovationen, sowie hierarchie- und bereichsübergreifende Austausch- und Lernprozesse zwischen den beteiligten Beschäftigten bzw. Fach- und Führungskräften. Es zeigte sich, dass Unternehmen auf dem Weg zu einem integrativen, arbeitsökologischen Innovationsmodell von ihren jeweiligen Bedarfen ausgehen sollten. Dabei können anfangs die Qualität der Arbeitsbedingungen oder ökologische Neuerungen im Vordergrund stehen, um letztlich arbeitsökologische Innovationen zu entwickeln. Eine Kernerkenntnis des Pilotprojekts besteht darin, arbeitsökologische Innovationen in Unternehmen und in Unternehmenskooperationen schrittweise und möglichst in überschaubaren Experimentierfeldern zu entwickeln und zu erproben, so dass ein erfahrungsgestütztes Lernen ermöglicht wird, das eine schrittweise Einführung eines integrativen arbeitsökologischen Innovationsmodells befördert. In den betrieblichen und zwischenbetrieblichen Teilvorhaben zeigte sich, dass sowohl in ökologischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Arbeitsqualität merkliche Verbesserungen erzielt werden konnten, allerdings mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Entwicklung und Umsetzung arbeitsökologischer Lösungen in zwischenbetrieblichen Kooperationen gestaltete sich als ungleich komplexere Herausforderung; hier wurde deutlich, dass neben der Mitarbeiterbeteiligung vor allem das soziale Vertrauen zwischen den Beteiligten eine zentrale Erfolgsvoraussetzung bildete. Die arbeitsökologischen Innovationsvorhaben in der Wertschöpfungskette trugen maßgeblich dazu bei, die Kooperationsqualität zwischen den beteiligten schiffsbaubezogenen Unternehmenspartnern zu erhöhen und teilweise auch ökologische Verbesserungen zu realisieren, wie Einsparungen von Transportwegen und Material.
In der Zusammenarbeit mit regionalen (umweltorientierten) Netzwerkpartnern wurde deutlich, dass sich arbeitsbezogene Inhalte stärker mit ökologischen Themenstellungen verbinden bzw. integrieren lassen, wenn hierzu gemeinsame Kooperationsprojekte definiert werden.
Das NaGut-Pilotprojekt hat aufgezeigt, dass die Innovationsfähigkeit von Unternehmen durch arbeitsökologische Innovationen erhöht werden kann. Innovationspotenziale liegen vor allem darin, dass durch die Verbindung von arbeitsbezogenen mit ökologischen Innovationen Unternehmen nachhaltige Innovationsmodelle entwickeln können, die von Beschäftigten aufgrund der Innovationsbeteiligung breit mitgetragen und unterstützt werden. Nachhaltige Innovationsmodelle erhöhen die Antwortfähigkeit von Unternehmen in dynamischen Unternehmensumwelten. Unternehmen sind dadurch besser in der Lage, nicht nur ökonomische, sondern auch gesellschaftliche Anforderungen zu bewältigen. Arbeitsökologische Innovationen – so eine Erkenntnis aus dem NaGut-Projekt – sind überdies oftmals in der Lage, auch ökonomische Verbesserungen zu erzielen, wie durch die Einsparung von Material und Ressourcen bzw. CO2-Minderungen oder aber durch neue Synergien in der Unternehmenskooperation, z.B. gemeinsamer Einkauf von Materialien. Schließlich erhöhen arbeitsökologische und beteiligungsorientiert ausgerichtete Innovationsvorhaben tendenziell die Personalbindung und die Arbeitgeberattraktivität von Unternehmen, da sie gesellschaftlichen Ansprüchen von (jüngeren) Beschäftigten an ein nachhaltiges Wirtschaften entgegenkommen.
Anwendungspotenziale
Das Pilotprojekt verdeutlichte, dass arbeitsökologische Innovationen Anwendungspotenziale für Unternehmen unterschiedlicher Größe und Branchenzugehörigkeit aufweisen. Das NaGut-Pilotprojekt weist vielfältige Anwendungspotenziale für Unternehmen, insbesondere für KMU, auf, die vor allem die konkreten Produkte des NaGut-Pilotprojekts beinhalten, die auf der Projektwebpage als Downloads bereitstehen:
?Die mit dem regionalen Bremer Netzwerkpartner Umwelt Unternehmen erstellte Broschüre ,Arbeit und Ökologie – Beispiele guter Praxis aus Bremen‘ zeigt Unternehmen vielfältige Zugänge und Ansatzpunkte auf, Verbesserungen von Arbeitsbedingungen im Sinne guter Arbeit systematisch zu verknüpfen mit ökologischen Neuerungen. Interessierte Unternehmen werden für arbeitsökologische Innovationspotenziale vor allem durch die in der Broschüre enthaltenen betrieblichen Praxisbeispiele sensibilisiert.
?Der NaGut-Praxisleitfaden , Das A und Ö der Innovation. Arbeitsökologische Innovationen in Unternehmen entwickeln und umsetzen‘ (zugleich FuE-Ergebnisbericht des Pilotprojekts) vermittelt betrieblichen Fach- und Führungskräften Grundlagen arbeitsökologischer Innovationen und gibt ihnen ein sechststufiges Vorgehensmodell mit konkreten Hinweisen zur Entwicklung und Implementierung arbeitsökologischer Innovationen an die Hand. Der Praxisleitfaden umfasst überdies eine Toolbox mit unterschiedlichen, in der betrieblichen Praxis und der Unternehmenskooperation erprobten Verfahren und Instrumenten zur Entwicklung und Umsetzung arbeitsökologischer Innovationen. Die Instrumente und Verfahren sind den sechs Stufen des Vorgehensmodells zugeordnet. Beispiele für Instrumente und Verfahren aus der Toolbox sind das arbeitsökologische Projektreview, das arbeitsökologisch erweiterte Mitarbeitergespräch und Beteiligungsworkshops zur Ideenfindung und -umsetzung. Schließlich werden auf der NaGut-Website zu den Tools ergänzende Materialien für betriebliche Fach- und Führungskräfte zur Verfügung gestellt.
?In der projektbezogenen Verwertungsphase sollen die Anwendungspotenziale weiter verbreitet werden, z.B. durch eine fortgesetzte Kooperation mit dem regionalen Netzwerkpartner.
?Wissenschaftliche Anwendungspotenziale des NaGut-Projekts werden durch einen Herausgeberband erhöht, in dem Kernerkenntnisse des NaGut-Pilotprojekts und Ergebnisse ähnlich gelagerter Forschungsvorhaben vorgestellt werden: Guido Becke (Hrsg.): Gute Arbeit und ökologische Innovationen. Perspektiven nachhaltiger Arbeit in Unternehmen und Wertschöpfungsketten. München: oekom Verlag (voraussichtlich November 2019).
In der folgenden Liste sehen Sie Ihre ausgewählten Projekt-Favoriten.