Wie gelingt eine menschenzentrierte Arbeitsgestaltung im technologischen Arbeitsumfeld?
Das BMBF-geförderte Kompetenzzentrum „Künstlich und Menschlich Intelligent – Kompetenzzentrum für transformierte Arbeit in Westsachsen (K-M-I)“ begleitet Unternehmen beim Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitsgestaltung. Die Zielgruppe ist vor allem das produzierende Gewerbe in Westsachsen. Es soll in die Lage versetzt werden, sozialen, ökologischen und ökonomischen Nutzen durch den Einsatz von KI zu schaffen.
Die Fachtagung „Treasure AI-Land“ des Projekts KMI (Schreibweise in Datenbanken: K-M-I) fand am 18. Juni 2024 in Leipzig statt. Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik diskutierten dort über Gegenwart und Zukunft des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI).
„Treasure AI-Land“ – der Titel vermittelte, dass jedes Unternehmen seine eigene „Expedition“ hin zum Einsatz von KI gestaltet, aber auch an verschiedenen Stellen von den Erfahrungen anderer profitieren kann.
Die Teilnehmenden gingen bei ihrer Fachtagung auf Vorbehalte ein und erläuterten konkrete Schritte und Chancen. Das Vortragsprogramm wurde durch eine Podiumsdiskussion, Start-Up Pitches und Workshops ergänzt.
Künstlich-Menschlich-Intelligent – transformierte Arbeit in Westsachsen
Das Team des Instituts für angewandte Informatik, Konsortialführer des Projekts, und das Team des Netzwerkpartners Automotive Cluster Ostdeutschland hatten die Tagung organisiert und Teilnehmende verschiedenster Branchen erreicht. Beispielsweise wurden die Themen „maschinelles Lernen“ sowie rechtliche Aspekte des Einsatzes von KI erörtert.
Zunächst beleuchtete die Fachtagung den aktuellen Rahmen der Entwicklung von KI-basierten Technologien im mitteldeutschen Raum aus den Blickwinkeln der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Politik. Die politische Einordnung des Themas gelang Dr. Dirk Orlamünder, Abteilungsleiter „Digitalisierung, Energie, Bergbau“ des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, mit seinem klaren Statement „Land Sachsen ist schon mittendrin!“.
Einen Einblick in die KI-Prozesse der Produktion lieferte Dr. Udo Kreißig, Leiter Technologieentwicklung bei Vitesco Technologies GmbH. Er stellte dem Publikum vor, wie genau die einzelnen KI-getriebenen Komponenten miteinander kommunizieren, um Anomalien zu identifizieren und zu beseitigen.
Die wissenschaftliche Sicht beleuchtete Prof. Dr. Mike Espig. Er ist Leiter der Data Science Research Group und unterstützt das KMI-Konsortium mit seiner jahrelangen Erfahrung in der Entwicklung der Methoden maschinellen Lernens. Prof. Espig betonte, dass bei der Entwicklung eines KI-Modells das zu lösende Problem im Mittelpunkt stehen muss. Der Arbeitsprozess muss dabei klar verstanden und dann in Teilaufgaben zerlegt werden. Erst dann sollte überlegt werden, welche Teilaufgabe Gegenstand einer Automatisierung durch KI sein kann. Anschließend stellte Prof. Dr. Espig sein Large Language Model „IamLena“ vor, das verschiedene Aufgaben mit Hilfe vieler einzelner KIs in einem großen System vereint.
In der anschließenden Podiumsdiskussion „KI-Perspektiven unter der Lupe“, stellten Vertretende aus Wissenschaft, Wirtschaft und Recht verschiedene Sichten auf die Nutzung von KI dar. Besonders stark rückte der Aspekt der rechtlichen Regulierung von KI und damit verbundenen moralischen Normen in den Fokus. Stefan Schreiber, Fachanwalt für gewerblichen Rechtsschutz bei der internationalen Anwaltskanzlei CMS, konnte hierzu wertvolle Einblicke geben.
Auch die regionalen KI-Startups konnten sich präsentieren. In nur fünf Minuten stellten die jungen Unternehmen ihre innovativen Konzepte vor und überzeugten mit ihren KI-Applikationen.
Die vielfältigen parallelen Sessions boten eine große Palette an Themen, wie beispielsweise Predictive Maintenance für UR-Cobots, KI-Anwendungen in der Qualitätssicherung und Logistik der Leiterplattenfertigung. Die KMI-Pilotprojekte stellten den Zwischenstand ihrer Forschung vor und trugen somit bereits erste Ergebnisse der Arbeit mit intelligenten Systemen in die Breite.
In einer weiteren Podiumsdiskussion zum Thema „Gute Arbeit mit KI“, kamen Vertretende der Arbeitgeber- sowie der Arbeitnehmerseite zu Wort. Von zentraler Bedeutung sei die mensch-zentrierte Implementierung von KI-Methoden.
Kristian Schalter, Leiter Strategy and Digital Transformation bei der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), sowie Michael Zeller, Solution Architekt bei Porsche Leipzig GmbH, erläuterten die Ansätze und Probleme von Unternehmerinnen und Unternehmern in Bezug auf Digitalisierung. Armin Krück, Betriebsratsvorsitzender der Leipziger Wasserwerke, und Sven Burat, Workforce Transformation Consultant bei der von Rundstedt & Partner GmbH äußerten Bedenken von Mitarbeitenden.
Die Kooperationspartner der Veranstaltung, VDMA Ost und Kunststoffzentrum Leipzig haben in einer gemeinsamen Session die neuesten Herausforderungen und Ergebnisse der Digitalisierung und KI im Maschinenbau sowie in der Kunststoffindustrie vorgestellt. Beispielsweise gab das Digitalisierungsteam des KUZ Leipzig Einblicke in ihre KI-basierten Lösungen für das Ultraschallfügen, Transferlearning im Spritzgießen sowie die mit Hilfe der KI gestaltete Industrieumgebung.
Drei Softwaredienstleister trauten sich, ein ungewöhnliches Format auf der Tagung umzusetzen: Im Stil der Fernsehsendung „Herzblatt“ stellten sie ihr Angebot vor. Ihre Vorgehensweisen und Kompetenzen wurden durch die Moderation auf Herz und Nieren geprüft.
Die umfangreiche Dokumentation der Fachtagung erscheint in naher Zukunft in Form einer Broschüre, um möglichst viele Interessenten am gemeinsam generierten Wissen teilhaben zu lassen und weitere Impulse zu ermöglichen.
Darüber hinaus ist der von K-M-I entwickelte „Digital Index“, ein Selbstbewertungstool zur Bewertung der eigenen KI-Readiness, nun in der Beta-Phase zugänglich. Das Tool ermittelt den aktuellen Stand im Unternehmen und gibt gezielte Handlungsempfehlungen für den arbeitsgestalterisch begleitenden Einsatz von KI-Lösungen aus.
Unternehmen, die eine Idee haben, wie Sie KI in die Prozesse Ihres Unternehmens einbinden möchten, aber Unterstützung bei der Umsetzung suchen, können vom KMI-Ideenwettbewerb oder dem KMI-Netzwerk profitieren.
Das Projektteam von KMI bedankt sich bei allen Teilnehmenden und Mitwirkenden für die angenehme und erfolgreiche Zusammenarbeit. Ein besonderer Dank wird dem PTKA für die Unterstützung und Kommunikation ausgesprochen.
Das Projekt K-M-I wird vom BMBF unter den Förderkennzeichen 02L19C500 bis 02L19C517 gefördert.